Es hat doch auch was Schönes, wenn man den Sonnenaufgang nicht mit kalten und nassen Füßen im Meer verbringen muss, sondern ihn eingekuschelt in die warme Bettdecke aus dem Seitenfenster genießen kann. Wir haben es also langsam angehen lassen und sind gegen 9 Uhr aus Port Pirie losgefahren. Die heutige Strecke war auch nicht besonders lang, dass für Nachmittag sogar noch ein paar Stunden am Strand geplant waren.
Nach rund 300 km sind wir an der Südspitze der Yorke Peninsula angekommen und haben auch sogleich den Innes National Park gestürmt. Es gab wieder jede Menge Steilküste, große Wellen, einen vereinzelten Leuchtturm und ein „Schiffsfrack“ zu sehen (Von dem man schon nichts mehr gesehen hat, außer ein paar vereinzelten Metallteilen im Sand).
Laut Baedecker sind aber nicht die Klippen das Highlight in diesem Nationalpark sondern die Strände. Also sind wir über eine schrecklich holprige Piste zum Shell Beach gefahren und haben uns dort eine unbestimmte Anzahl von Stunden in die Sonne gelegt. Zum Baden war es jedoch zu kalt, da wir wieder mal einen Temperatursturz von 40 auf 24 Grad hatten und dazu noch ein unangenehm kalter Wind wehte. Am Strand ließ es sich aber dennoch aushalten.
Als die Sonne sich schon langsam dem Horizont nähern wollte, wurde es uns zu kühl und wir sind zu unserem Skippy zurück, der uns zum nächstgelegenen BBQ bringen sollte. Doch Skippy war im wahrsten Sinne des Wortes die Luft ausgegangen und wir waren Radlahm. Natürlich passiert sowas immer in der größten Pampa, wo man nicht mal hätte Hilfe rufen können. So auch hier geschehen, weshalb wir uns alleine mit der japanischen Version eines Wagenhebers auseinandersetzen mussten. Ich bin ja der Meinung, dass ein Wagenheber immer der große des Fahrzeugs angepasst ein sollte, das es anzuheben gilt. Diesen einfachen Grundsatz haben unsere sushi-essenden Freunde leider nicht befolgt, da der Wagenheber so aussah als würde er selbst unter einem Smart zusammenbrechen. Zusammen mit der Bedienungsanleitung (ja man sollte nicht glauben dass man trotz eines abgeschlossenen Ingenieur-Studiums für einen Wagenheber eine Bedienungsanleitung braucht, aber Gerhard ist ja auch nur Wing) haben wir es dennoch geschafft Skippy aufzubocken und konnten so den Reifen wechseln. Nicht ohne jede Belustigung habe ich jedoch das Schauspiel beobachtet, wie Gerhard auf allen Vieren ums Auto rumgeschlichen ist, sowohl um den Ersatzreifen von Skippy’s Unterboden hervorzuziehen als auch den Wagengeber zu betätigen. Ich hab’s auch ALLES auf Band! J
Nachdem das geschafft war, haben wir uns eine Stärkung verdient. Es gab wieder mal mitten im Nationalpark Lamm mit Mais. Fragt mich bitte nicht warum wir ausgerechnet immer wenn wir mal weder Strom noch fließend Wasser haben, solche Experimente machen. Aber es war lecker und wurde nach durch den täglichen Schoko-Cookie als Nachtisch abgerundet.
Mit Pulli und dicken Socken ließ sich die Kälte der Nacht eindeutig besser ertragen, wir haben nicht so gefroren wie die Nacht davor! Unser Campground im Nationalpark lag in der Nähe der Küste und eines Jettys, was natürlich wieder meine Fotoleidenschaft gepackt hat. Kurzum, der Wecker hat um 6:00 Uhr geklingelt und ne halbe Stunde später bin ich aufgebrochen. Ja, ich sage bewusst ich, auch wenn Katja zumindest einen Teil des Weges mitgekommen ist. Das lag aber auch nur daran dass ich noch ein Stückchen mit dem Auto gefahren bin während Katja oben in der Koje gepennt hat, von daher kann ich ruhig bei dem „ich“ bleiben. Am Jetty hat mich ein relativ schwacher Sonnenaufgang, dafür aber umso stärkerer Wind erwartet, was natürlich für ordentlich Welle gesorgt hat.Im Anschluss bin ich wieder mit der schlafenden Katja zurück zum Campground gefahren und wir haben gefrühstückt, zum ersten Mal übrigens DUNKLES Körnerbrot, das wir im Supermarkt in Port Augusta entdeckt hatten. Nach einem Monat weichem Toastbrot war das wirklich lecker!! Danach gings wieder zurück nach Norden und nach knapp 300km hatten wir Adelaide, die Hauptstadt von South Australia, erreicht. Hier haben wir erstmal wie vom Vermieter empfohlen ein Reifenservicecenter aufgesucht und haben unseren Platten checken lassen. Allerdings haben die Jungs, die freundlicherweise auch nach „Feierabend“ nochmal drauf geschaut haben (dafür hatten alle schon ein Bier in der Hand!), aber keine undichte Stelle im Reifen gefunden, trotz Untertauchen. Ihrer Meinung nach muss uns jemand die Luft abgelassen haben, was wir uns in dem relativ einsamen Nationalpark aber kaum vorstellen können. Wer weiß?! Vorerst fahren wir weiter auf unserem Ersatzreifen und überwachen mal wie sich der Reifendruck des vermeintlich kaputten Reifens verhält, bevor wir in wieder drauf machen…
Nächste Station war – wer kann es erraten – ein Shopping Complex (wie das hier so schön heißt), und wir haben uns wieder mit ein paar Nahrungsmitteln eingedeckt. In den nächsten Tagen wollen wir ja mit der Fähre nach Kangaroo Island fahren, wo man sicherlich wieder nicht so gut einkaufen kann. Zur Einstimmung haben wir uns heute auch schon mal zwei Kangaroo-Steaks gekauft ;-) JA, wir können das trennen!!!
Dann haben wir uns für einen Zeltplatz in der Nähe von Glenelg entschieden, wo es die schönsten Badestrände rund um Adelaide geben soll. Und das können wir denke ich ohne Weiteres bestätigen! Den restlichen Nachmittag haben wir also am Meer verbracht und an unserer Bräune gearbeitet, damit wir alle bei der Rückkehr richtig neidisch machen können. Zum Abendessen gabs Lamm-Bolognese, Rotwein und Schoko-Cookies, worüber wir dann irgendwie die Lust verloren haben nochmal nach Adelaide rein zu fahren. Stattdessen haben wir beschlossen unseren Reiseplan anzupassen und noch einen Tag länger hier zu bleiben…
Da wir uns gestern für einen Nachmittag am Strand entschieden haben anstatt die Stadt zu besichtigen, mussten wir das heute nachholen. Da wir darüber hinaus auch noch keine Lust hatten diesen schönen Strand wieder zu verlassen, haben wir eine Nacht verlängert. Danach gings mit der Tram ins Zentrum, wo wir dann rumgeschlendert sind. Auf Museen und Kunstgalerien haben wir jedoch verzichtet. Dafür konnten wir ein Straßenfest erleben bei dem jede Menge Menschen unterwegs waren. Außerdem haben wir eine extra große Portion Eis gegessen, die sehr lecker war. Falls ihr mal die Möglichkeit habt, Passionsfrucht-Eis zu essen, dann schlagt zu, denn es schmeckt sau geil. Die Eisdiele hat übrigens schon mehrere Preise für das beste Eis South Australias gewonnen und gehört selbst unter italienischen Gesichtspunkten zu den Besten. (Erfahrungen einer Kennerin)
Adelaide ist wirklich eine süße Stadt, wenn man dieses Adjektiv für eine Millionenstadt verwenden kann. Es gibt sehr viele Parks im Stadtzentrum, dass durch den Torrens River in zwei Hälften geteilt wird. Außerdem hat sich Adelaide im Gegensatz zu vielen anderen australischen Städten seine historischen Gebäude bewahrt. Es ist für Europäer irgendwie schwer nachzuvollziehen, dass hier alte und nicht grad hässliche Gebäude abgerissen werden, damit die Stadt moderner wirkt. Naja, Adelaide hat diesen Fehler nicht gemacht und kann deshalb mit einem ausgewogenen Mix glänzen.Wir hatten übrigens wieder über 30 Grad, weshalb wir nach 4 Stunden stadt-gelatsche wieder platte Füsse hatten, die im Meer abgekühlt werden wollten. Also gings zurück nach Glenelg, wo wir uns vorher jedoch noch in den Bottle-Shop (Alkohol wir hier nur in exra Läden verkauft) verirrt haben und für Gerhard eine 750ml Flasche Coopers (Hausmarke in Adelaide und letzte Familienbrauerei in Australien) und für mich eine Flasche süßen Cidre rausgeholt haben.
Am Abend gab es dann zum Bier ein großes Stück…*trommelwirbel* Huphup. Ja wir habe tatsächlich das australische Wappentier gegessen und es war richtig lecker. Wenn ich es beschreiben müsst, dann würde ich sagen, dass es wie Wild schmeckt. Wildschein und Hase passt aber nicht, vielleicht eher wir Reh?! Und satt machts auch. Am Strand haben wir dann endlich mal unseren Boomerang ausprobiert, den wir schon vor einiger Zeit für 4$ erstanden hatten. Nun fragt ihr euch bestimmt: „Und? Kommt er zurück?“. Diese Frage kann ich ganz klar mit NEIN beantworten. Also entweder stellen wir uns zu dämlich an oder das Teil taugt einfach nichts. Ich tippe auf Zweiteres. *grins* Sinnvoller war da schon die 4 Dollar Flip-Flop-Investition, die Gerhard getätigt hat, immerhin steht ja sogar sein Name drauf :-) Nachdem wir wieder klar Schiff gemacht haben, sind wir noch mal in die Stadt gefahren, da Gerhard gern noch ein paar Nachtaufnahmen machen wollte.
Obwohl er sehr schön war mussten wir unseren Campingplatz in Adelaide dann doch mal verlassen, schließlich warten ja noch ein paar schicke Sachen auf uns. Zuerst sind wir nach Port Adelaide gefahren, wo es für australische Verhältnisse eine Vielzahl historischer Gebäude gibt. War ganz nett anzuschauen, aber nach europäischen Maßstäben natürlich nichts Außergewöhnliches.
Nächste Station war das Städtchen Tanunda im Barossa Valley, der berühmtesten Weinbau-Region Australiens (die im Übrigen von DEUTSCHEN Winzern gegründet wurde). Unser Plan war es, uns einen Campingplatz zu suchen, und uns dann zu Fuß von Weinprobe zu Weinprobe zu schleppen bis es entweder dunkel wird oder wir aufgrund des vielen Rotweins trotz Helligkeit schlafen können. Leider kamen uns schon bei der ziemlich unfähigen Touri-Info die ersten Zweifel was die Realisierbarkeit unseres Plans anging. Außer eines Stadtplan und einem Zettel mit Weinführungen und – verkostungen haben wir keine weiteren Infos bekommen, und beim Blick auf den Stadtplan wurde uns erstmal klar, dass keine Weinkellerei auch nur annähernd zu Fuß von einem der beiden Campingplätze zu erreichen ist. Nächstes Problem war die Zweiklassengesellschaft bei den Weinverkostungen: Die erste – nennen wir sie Economy Class – bietet eine Führung inkl. Weinprobe für 8,50 AUD p.P. Bei dem Preisniveau hier fragt man sich da schon irgendwie welches Abwasser man für den Preis geboten bekommt oder? Die First-Class-Führungen waren da schon verheißungsvoller, aber mit 65 bis 180 AUD p.P. dann doch deutlich über unserem Budget. Die fehlende Mittelklasse verbunden mit der schlechten Erreichbarkeit vom Zeltplatz aus hat uns dann also dazu gebracht, unseren Plan über den Haufen zu werfen. Natürlich sind wir dennoch ein bissel rumgelaufen um einen Eindruck zu bekommen, die Häuser waren ja schließlich ganz nett. Dabei haben wir uns noch eine Beef-Pie und eine Sausage Roll (laut Schild typisch deutsch, alles klar!) aus der „Barossa Wursthaus-Bakery“ gegönnt. Beides sehr lecker, auch wenn die Füllung der Bief-Pie verdächtig wie Chappie ausgesehen hat ;-)
Vor dem Weiterfahren haben wir noch das Weingut eines Ostdeutschen Winzers aufgesucht, in der Hoffnung, dass es hier etwas gemäßigter zugeht. Allerdings wurde uns schon bei der Einfahrt auf das Grundstück klar dass wir uns hier getäuscht haben. Anstelle eines netten Gesprächs mit Cheffe persönlich gab es einen Empfangs- und Trophäenraum, wo man mal ganz schnell 850 AUD für sechs Flaschen Wein lassen konnte. Na dann Prost! Also haben wir uns doch lieber nochmal um Skippies Reifen gekümmert und wieder einen Bridgestone-Service aufgesucht. Natürlich haben wir aus den Fehlern gelernt und den Reifen bereits vorher aus der Verankerung unter dem Auto geholt, um nicht wieder dafür zahlen zu müssen falls die auch nix finden. Trotz intensivem Untersuchen haben aber auch die Jungs nix gefunden, haben dafür aber den kompletten Reifen auseinander genommen, gereinigt und das Ventil getauscht. Und das for free! Da wir noch weiter wollten haben wir den Reifen erstmal wieder unters Auto geschnallt und wechseln ihn dann bei Gelegenheit…
Als nächstes sind wir nach Hahndorf gefahren, wie der Name schon vermuten lässt waren hier nicht die Engländer am Werk. Dementsprechend gibt es auch im German Arms Hotel neben Schweinshaxe, Bratwurst und Kassler auch jede Menge deutsches Bier. So einen Notstand haben wir dann aber doch noch nicht, deshalb haben wir uns damit begnügt ein bissel durch die Hauptstraße zu laufen und die schicken Gebäude anzuschauen.
Unser umgeplantes Ziel für heute sollte eigentlich Cape Jervis sein, da man von hier in 45min mit einer Fähre nach Kangaroo Island fahren kann. Dort angekommen haben wir uns erstmal um die Tickets für morgen gekümmert, wo dann gleich eine kleine Ernüchterung einsetzte. Eigentich wollten wir gerne früh um 7:00 Uhr fahren, da dort die Fähre am billigsten ist (immerhin 40 AUD weniger!). Diese war allerdings schon voll, weshalb wir dann für Hin- und Rückfahrt insgesamt 320 AUD hätten zahlen müssen. Am Nebenschalter haben wir aber mitbekommen, dass auch heute abend um 19:00 Uhr noch eine Fähre geben sollte, die man bei gleichzeitiger Buchung eines Zeltplatzes in Penneshaw auf KI zum ermäßigten Preis bekommt. Mit der ebenfalls ermäßigten Rückfahrt um 5:30 Uhr (okay das wird hart) kostet uns der Ausflug so “nur” 247 AUD inkl. einer Übernachtung auf dem Zeltplatz. Da waren wir dann schon happy! So ging es also um sieben bei strömendem Regen auf nach Huphup-Island, wo wir die nächsten drei Tage bleiben werden. Freitag morgen geht dann unsere Fähre zurück.
Dr. Gerhard Aust
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