Mittlerweile sitzen wir hier in einer Cabaña in Ensenada in der Nähe von Puerto Montt, von wo aus wir übermorgen nach Calama in die Atacama-Wüste fliegen werden. Hinter uns liegt die Carretera Austral, oder zumindest ein gutes Stück davon, und wir haben es ohne weitere Pannen an Mensch oder Maschine überstanden! Doch der Reihe nach…
Nach unserem sehr frühen Aufbruch vom Party-Zeltplatz dachten wir uns, wir könnten uns nach der tollen Nacht erstmal ein schönes Frühstück in Coyhaique, der nächstgrößeren Stadt gönnen, die wir nach ca. einer Stunde Fahrt durch die Dunkelheit erreicht haben. Doch irgendwie war uns das nicht vergönnt, denn absolut nichts hatte auf, obwohl es mittlerweile schon nach 9:00 Uhr war. Also haben wir uns nach unzähligen Runden durch die Einbahnstraßen der Stadt (!) einen Picknickplatz gesucht und uns dort selbst um unser Frühstück gekümmert, schließlich haben wir ja alles dabei. Anschließend ging es zurück auf die (ausnahmsweise mal geteerte) Straße und wir sind in den Queulat Nationalpark gefahren, wo wir uns den Bosque Encantado – einen Regenwald – und den Ventisquero Colgante – einen Hängegletscher – ansehen wollten. Leider war das Wetter nicht so ganz auf unserer Seite, was aber hier eigentlich auch keine Wunder ist, denn scheinbar regnet es in dieser Gegend mehr als überall sonst in Chile! Nach unserem bisherigen Wetterglück darf man ja eigentlich nicht meckern, aber max. fünf Grad und Regen sind wirklich kein tolles Wanderwetter. Der Regenwald war dafür wirklich toll mit seinen bemoosten Bäumen, Farnen und Lianen! Leider bezieht sich das nur auf die ersten 15 Minuten des Weges, die restliche Zeit führte er relativ schweißtreibend in Serpentinen durch Matsch, über rutschige Steine und Wurzeln, nur um am Ende an einer Lagune anzukommen, bei der man aufgrund der Wolken nicht viel gesehen hat… Im Nachhinein hätte man sich besser nur den tollen Wald am Anfang angesehen und hätte sich die Lagune geschenkt, aber das weiß man ja vorher nicht. So hatten wir wenigstens ein wenig Schnee, nachdem der Winter zuhause ja nicht so ausgeprägt war!
Nass und durchgefroren sind wir nach Puyuhuapi gefahren, wo uns aufgrund des Wetters nicht so recht der Sinn nach Zelten stand und wir nach einer festen Unterkunft Ausschau gehalten haben. Trotz diverser Empfehlungen im Lonely Planet erwies sich das auch als relativ schwierig, da hier die Nebensaison noch stärker zum Tragen kommt als in den touristischen Hotspots und schon einiges zu hatte (gut am Schild „cerrado“ zu erkennen!). Am Ende haben wir aber ein nettes B&B gefunden, das mit umgerechnet 40 Euro auch noch ganz gut ins Budget gepasst hat. Ebenso schwierig war dann die Suche nach einem Restaurant (wir hatten ja im B&B keine Kochmöglichkeit), und am Ende sind wir im einzigen (!) noch offenen Restaurant gelandet, wo man die Wahl zwischen Steak oder Lachs mit Pommes oder Reis hatte. Naja, es hat satt gemacht… ;-)
Am nächsten Morgen war zum Glück der Regen verschwunden und wir sind nochmal zurück efahren, um den Hängegletscher Ventisquero Colgante zu besichtigen. Auch hier führte uns wieder eine 2,5-stündige Wanderung zum ersehnten Aussichtspunkt, der im Gegensetz zu gestern auch wirklich sehenswert war! Nach dieser schönen Wanderung standen wieder um die 200 Kilometer Schotterpiste vor uns, bis wir in Futaleufu ankamen. Dieses Dorf liegt in der Nähe der argentinischen Grenze und scheint eine richtige Outdoor-Hochburg für Wildwasser- und Bergabenteuer zu sein, vorausgesetzt, man ist dort IN der Saison. Da wir uns ja bekanntlich in der Nebensaison bewegen, hieß es bei den beiden örtlichen Zeltplätzen wieder „cerrado“, weshalb wir trotz des guten Wetters wieder in einem sehr netten B&B gelandet sind. Spätestens das Frühstück am nächsten Morgen mit warmen Brötchen, Rührei, Kochschinken, Käse, Marmelade und Kuchen hat die Enttäuschung darüber aber in Grenzen gehalten! Wie schon am Vorabend war die Suche nach einer Unterkunft aber nur der erste Teil des Problems, da wir auch hier auf Fremdverpflegung angewiesen waren. Zwar gehört zum B&B ein scheinbar sehr empfehlenswertes Restaurant, was aber leider auch „cerrado“ war, und so mussten wir uns wieder auf den Weg machen. Ganz im Gegensatz zu gestern war das einzige geöffnete Restaurant aber sehr sehr lecker und Katjas Rindersteak und mein Hecht waren so gut, dass wir am Ende einfach nicht an zwei Stück Kuchen vorbeigekommen sind…
Das leckere Frühstück am nächsten Morgen wollten wir gerne bei einer Raftingtour abtrainieren, aber leider hatte nur noch ein Anbieter offen (mal nicht „cerrado“), und der hatte eine Mindestteilnehmerzahl von vier Personen, was Katja und mich vor eine recht unlösbare Aufgabe gestellt hat. Also ging es wieder zurück auf die Straße, und auch wenn wir die Carretera Austral mittlerweile verlassen hatten, hieß das zunächst einmal wieder Schotterpiste. Normalerweise führt die Straße bis hoch nach Puerto Montt, allerdings gibt es auch einen Abschnitt mit einer Fähre, die in der Nebensaison wohl nur sehr unregelmäßig fährt und NICHT auf dem Landweg umgangen werden kann. Da unser Weiterflug aber feststeht, haben wir uns lieber für die Sicherheitslösung und den großräumigen Umweg über Argentinien entschieden. An der Grenze haben wir – mittlerweile geübt und lässig – die Grenzformalitäten beider Länder absolviert (unser Reisepass füllt sich ganz gut mit Stempeln!) und wieder argentinisches Staatsgebiet betreten. Ziel des Tages war San Carlos de Bariloche, wo ich seit langem auch mal wieder etwas zum Sonnenuntergang fotografieren konnte! In den letzten Tagen passten Wetter, Sonnenauf- und untergänge und Aufenthaltsorte leider nie so richtig zusammen, weshalb nicht viel Brauchbares herausgekommen ist…
San Carlos de Bariloche erschien uns als sehr lebenswerte Gegend und ist wohl auch bei Urlaubern sehr beliebt, was gut an dem umfangreichen Angebot und Übernachtungs- und Essensmöglichkeiten zu erkennen war. Dementsprechend hatten wir auch kein Problem, einen Zeltplatz in der Nähe meines Fotopunktes zu finden, der als kleines Extra noch eine Schar Hunde bot, von denen einer besonders viel Spaß daran hatte, Äpfel und Steine zu apportieren. Balsam für die abstinente Hundebesitzerseele! Trotz Zeltplatz stand uns der Sinn nicht nach Nudeln vom Campingkocher, denn seit unseren beiden Aufenthalten in El Calafate bedeutet Argentinien für uns PARILLA! Glücklicherweise gab es in 1km Entfernung von unserem Zeltplatz ein sehr schickes Parilla-Restaurant, in dem wir unsere komplette Barschaft in Argentinischen Peso auf den Kopf gehauen haben. Eigentlich wollten wir davon auch noch tanken, aber was solls, es war einfach zu lecker. Nach einer patagonischen Aufschnittplatte gab es wieder eine fantastische Grillplatte mit Lamm, Rind, Hühnchen, Würsten und Blutwurst, die wir wieder mit Papas Fritas a la Provenzal ergänzt haben, also Pommes mit Knoblauch und Petersilie – eine geile Erfindung!!! Dazu eine Flasche argentinischen Malbec und die Welt ist in Ordnung! Zugegeben, es war schon deutlich teurer als auf unserem kleinen Zeltplatz in El Calafate, aber es war echt lecker. Und das Ergebnis war wieder das gleiche: Wir waren sowas von satt, dass wir danach einfach nur in unsere Schlafsäcke gefallen sind.
Wenn man schon mal wieder ein gutes Fotoziel in der Nähe hat, dann muss man diesem natürlich auch zum Sonnenaufgang noch einen Besuch abstatten. So waren wir, wie schon am Abend zuvor, am Punto Panoramico de Bariloche, wo der leider wieder aufkommende Regen für einige interessante Lichtstimmungen gesorgt hat. Danach gab es ein kräftiges Frühstück, obwohl wir eigentlich noch vom Vorabend satt waren, aber schließlich stand heute wieder ein Grenzübertritt nach Chile an, und da sind Lebensmittel ja so ein Problem. Dank unsere Aufopferung zum Frühstück – insbesondere der gebratene Speck hat bei den hündischen Mitbewohnern besonderes Interesse geweckt – hatten wir bei diesem auch nur geringfügige Verluste zu beklagen… Na wer errät es? Genau, unser Knoblauch musste wieder daran glauben L Aber Rührei mit Knoblauch ist wohl sogar für uns eine Nummer zu hart! Tagesziel war die Gegend um den Vulkan Osorno, in der ich eigentlich auch ein paar lohnenswerte Fotopunkte herausgesucht hatte. Der Dauerregen und Sturm machte diese aber zumindest für den heutigen Abend zunichte, genauso wie unsere Zeltabsichten, weshalb wir lieber in einer wetterfesten Cabaña gelandet sind. So konnten wir zumindest schon mal unsere Rucksäcke auf den bevorstehenden Flug umrüsten und hoffen mal, das der morgige Tag ein wenig Wetterbesserung bringt und wir die Vulkane hier wenigstens nochmal vor die Augen (und vor die Kamera!) bekommen…
Dr. Gerhard Aust
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