Nach diesen tollen Eindrücken aus Page stand eine weitere Landschafts-Ikone der USA auf dem Programm, die wahrscheinlich wie keine andere für den „Wilden Westen“ steht: Das Monument Valley! Dieses Tal mit seinen markanten Felsen (=Mesa) kennt wohl jeder aus Filmen wie z.B. Forrest Gump. Ursprünglich hatten wir einen Zeltplatz am The View Hotel gebucht, aber bei meiner Recherche bin ich auf Bilder gestoßen, die von der Hunts Mesa aus aufgenommen wurden und diese haben mich völlig umgehauen. Leider kommt man dort nur mit einer geführten Tour hin und diese sind ziemlich teuer… Letztendlich haben wir uns aber doch dafür entschieden, die Hunts Mesa Overnight Tour beim Anbieter Dineh Bekeyah zu buchen, bei der man oben auf der Mesa im Zelt übernachtet. Das bedeutet, man kann Sonnenuntergang und -aufgang von oben erleben und bekommt zudem noch Abendessen und Frühstück vom Lagerfeuer!
Obwohl die Fahrt nur wenige Stunden dauerte, gab es wieder mal eine Zeitumstellung und so kamen wir passend zum Beginn unserer Tour um 14:00 Uhr am Treffpunkt an. Wir verstauten unsere Zelt- und Fotoausrüstung im Chevrolet Suburban unsere Navajo-Guides Harry und los ging die Fahrt. Anfangs fuhren wir noch über den Highway, aber bald verließen wir diesen und fuhren über eine Schotterpiste. Der Aufstieg zur Hunts Mesa entpuppte sich dann als richtiges Offroad-Abenteuer, bei dem unser Guide mit seinem Chevy Wege hinaufgeklettert ist, die sogar zu Fuß nicht ganz ohne gewesen wären. Die Fahrt war mindestens ein genauso großes Erlebnis wie die Übernachtung auf dem Plateau und erklärt auch, warum man dort nur mit Guide hindarf. Als ich Harry darauf angesprochen habe, dass es ja kein Tor gibt, dass Selbstfahrer davon abhalten würde, meinte er nur trocken „die würden sich sowieso nur festfahren“…
Am Zeltplatz angekommen bauten wir erstmal unsere Zelte auf, bevor wir die Aussichtspunkte erkundeten. Der Blick von oben auf das Monument Valley war einfach fantastisch! Während wir uns umsahen, kümmerte sich Harry um das Abendessen zu. Es gab Steak und Fisch mit Mais, Pilzen und Kartoffeln, alles stilecht auf dem Lagerfeuer zubereitet. Kaum hatten wir aufgegessen, war es auch schon Zeit für den Sonnenuntergang, der zwar typisch für den Urlaub ohne großes Feuerwerk am Himmel ablief, aber dennoch das Tal in tolles Licht getaucht hat. Den Abend verbrachten Katja und ich dann am Lagerfeuer, während es sich die Kinder schon im Zelt und unser Guide im Kofferraum seines Autos gemütlich gemacht hatten.
Der nächste Morgen begann entsprechend früh, da wir die Abfahrt für 5 Uhr geplant hatten, um rechtzeitig vor Sonnenaufgang an einem anderen Aussichtspunkt zu sein. Die Kinder haben wir schlafend auf die Rückbank gesetzt, von wo sie sich auch bis zum Frühstück nicht wegbewegt haben. Letzteres gab es bei einer anderen Gruppe, die ebenfalls auf der Hunts Mesa übernachtet hat, so dass wir uns schon an einen fertig gedeckten Tisch mit Kaffee und Omelette setzen konnten. Genau das richtige für uns! Die Rückfahrt war ebenso wild wie schon die Hinfahrt und wir wurden wieder ordentlich durchgeschüttelt. Zwischendurch zeigte uns unser Guide noch einen großen Steinbogen, bevor wir dann nach ca. zwei Stunden wieder am Auto ankamen. Es war wirklich ein tolles Erlebnis!
Nun wollten wir natürlich auch nochmal das Monument Valley von unten erkunden. Allradfahrzeuge dürfen den Scenic Loop fahren, der uns in ca. 2 Stunden auf einer Schotterpiste durch das Valley führte. Man hatte tolle Blicke auf die verschiedenen Felsen und wir haben auch unsere obligatorischen Urlaubs-Sprungfotos gemacht, ganz zum Missfallen von Bella und Lilly sogar zwei verschiedene. Nachdem wir die verschiedenen Aussichtspunkte angefahren hatten und auch dem Forrest Gump Viewpoint außerhalb des Parks einen Besuch abgestattet hatten, verließen wir das Monument Valley wieder und fuhren die 2,5h weiter nach Moab.
In Moab, dem östlichsten Punkt unserer Reise, haben wir zwei Übernachtungen geplant, da man von hier aus den Canyonlands und den Arches Nationalpark besuchen kann. Nach der Ankunft am Zeltplatz war aber erstmal der Pool das wichtigste. Nachdem wir unsere Nudeln mit Cheddar-Soße gegessen hatten, machten wir noch einen Abstecher in den Arches Nationalpark zum Sonnenuntergang. Dieser fiel aufgrund eines Wolkenbandes am Horizont aber nicht so aus wie gewünscht…
Neuer Tag, neues Glück. Wieder mal klingelte der Wecker für mich um 4:30 Uhr, was tut man nicht alles für gute Fotos. Hier zeigt sich übrigens ein Vorteil der Variante SUV mit zwei Zelten im Vergleich zum Camper oder Dachzelt: Die Familie darf liegen bleiben und weiterschlafen, während ich früh unterwegs bin. Mein heutiges Ziel zum Sonnenaufgang war der Mesa Arch im Canyonlands Nationalpark, ein berühmter Felsbogen ca. 40 Minuten Autofahrt vom Zeltplatz entfernt, der bei Sonnenaufgang von unten angestrahlt wird und dadurch rot leuchtet. Bereits am recht gut gefüllten Parkplatz merkte ich, dass ich wohl nicht allein sein werden würde, aber nach der kurzen Wanderung am Bogen angekommen wurde mir klar, dass dies eine totale Untertreibung war. Es war bereits ein Haufen Leute vor Ort, die quasi die komplette Breite des Bogens eingenommen haben. Ich habe mit Mühe und Not noch einen schmalen Platz ergattern können, um mein Stativ aufzustellen, hatte aber permanent die stattliche Kehrseite einer nicht ganz schlanken Amerikanerin im Bild, die einfach nicht stillstehen konnte. In Summe also das komplette Gegenteil der Ruhe, die ich eigentlich am Fotografieren so schätze. Auffällig war auch, dass nur ein kleiner Teil „richtiger“ Fotografen dabei war (nach meiner Definition mindestens mit Stativ), der Rest waren Smartphone/Instagram-Fotografen. Seit wann stehen die eigentlich auch so früh auf, um mir dann im Weg zu stehen?
Nachdem ich ein paar Fotos gemacht hatte und die Hälfte davon aufgrund störender Körperteile wieder löschen musste, habe ich entnervt noch vor Sonnenaufgang aufgegeben und habe meine Sachen gepackt. Ca. 30-40 Minuten entfernt gab es den Dead Horse Point, einen schönen Aussichtspunkt, den ich auch bei meiner Recherche entdeckt hatte. Das sollte gerade noch so passen, um zur Goldenen Stunde anzukommen und etwas schönes Licht auf der Schleife des Colorado River zu haben, dachte ich mir. Und so war es dann auch! Und ganz anders als am vorherigen Punkt hatte ich hier auch meine Ruhe! :-)
Wieder zurück am Zeltplatz habe ich Frühstück gemacht und dann meine Mädels geweckt. Anschließend wollten wir zusammen den Arches Nationalpark erkunden, für den man tatsächlich Zeitslots für den Eintritt vorab buchen musste. Natürlich hatten wir das schon längst alles erledigt und so konnten wir wie geplant hereinfahren. Hätten wir nicht vorab gebucht, hätten wir ganz schön in die Röhre geschaut, denn die Zeiten für die nächsten Tage waren bereits komplett ausgebucht. Unser erstes Ziel war der Delicate Arch, ein ebenso berühmter Felsbogen, für den man tatsächlich auch mal ein Stück wandern muss. In der Broschüre des Parks wird dies als die schwierigste Wanderung mit 2-3 Stunden ausgeschrieben, da man hier sogar an die 200 Höhenmeter überwinden muss. Im Vergleich zu den anderen Aussichtspunkten, an denen man direkt parken kann, ist das schon eine Hausnummer, auch wenn die Wanderung eigentlich sehr einfach ist. Nicht unterschätzen darf man aber die Temperaturen, da wir bereits über 30 Grad hatten. Mit etwas Gejammer sind wir aber trotzdem gut oben angekommen und auch hier war natürlich eine ganze Menge Leute unterwegs. Mit seiner Form und seiner Lage ist der Bogen aber auch wirklich sehenswert!
Die Wärme hatte Lilly und Bella aber so zugesetzt, dass sie sich vehement geweigert haben, noch weitere kurze Wanderungen zu anderen Felsbögen zu unterwegen und so haben wir uns darauf beschränkt, noch ein paar kurze Aussichtspunkte anzufahren, bevor wir wieder zurück an den Zeltplatz und an den Pool gefahren sind. Zum Abendessen gab es dann leckere Burger vom Grill und für mich nochmal eine Runde hinauf zum Delicate Arch, da ich unbedingt dort den Sonnenuntergang fotografieren wollte. Alleine und gestärkt dauerte es dann nicht mal eine halbe Stunde, um oben zu sein, und das war auch gut so, denn wie gestern näherte sich ein Wolkenband am Horizont, so dass ich nur für kurze Zeit schönes Licht auf dem Bogen hatte.
Nach meinem gestrigen Erlebnis am Mesa Arch hatte ich keine Lust auf eine Wiederholung und habe mir ein vermeintlich weniger besuchtes Ziel zum Sonnenaufgang ausgesucht. Die Windows Section, durch die man auf den Turret Arch sehen kann wie in einem Bilderrahmen. Vor Ort angekommen stand aber erstmal eine Kamera mitten auf dem Zugangsweg und ein indischer Akzent rief mir – mit der typischen ich-strecke-meine-Arme-aus-Pose im Felsentor stehend – zu, dass er gerade ein Foto macht und ich bitte kurz warten soll. Habe ich natürlich gemacht und gewartet, aber irgendwann war die Kamera fertig und ich durfte seiner Meinung nach immer noch nicht weiter, da das Bild noch nicht fertig ist. Wir riefen uns noch ein wenig zu bis ich die Geduld verloren haben und weiter gegangen bin… Den gewünschten Bildausschnitt gab es natürlich auch nicht einfach so vom Weg aus, so dass ich noch auf einen Felsenhügel geklettert bin, aber dann war es wirklich wie erwartet und auch das Licht war schön. Je näher der Sonnenaufgang rückte, desto mehr Leute kamen aber, um sich IN DEN BOGEN zu setzen und von dort aus den Sonnenaufgang anzuschauen… Mir ist ja klar, dass ich solche Punkte nicht für mich alleine beanspruchen kann, aber muss man sich denn wirklich direkt IN ein Motiv setzen, um dann von dort aus in eine komplett andere Richtung zu schauen??? Den Blick hätten sie auch genauso gut vom Weg oder von sonstwo haben können! Naja, Photoshop wird es schon richten…
Nachdem ich meine Fotos im Kasten hatte – erstmals in diesem Urlaub sogar mit ein wenig Farbe im Himmel, bin ich wieder zurück zum Zeltplatz gefahren und habe Frühstück gemacht. Dann hieß es wieder Abschied nehmen von Moab, um weiter zum Bryce Canyon zu fahren. Wir entschieden uns gegen die 250km Autobahn und für die landschaftlich schöne Variante durch den Capitol Reef Nationalpark. Erster Abstecher war der Moon Overlook am Factory Butte, eine wirkliche Mondlandschaft, die nicht von dieser Welt zu sein scheint. Hier würde sich sicherlich auch mal eine Übernachtung lohnen, um zu besserem Licht vor Ort sein zu können, aber immerhin konnte ich erstmals die Drohne fliegen lassen, da wir uns hier noch außerhalb eines Nationalparks befanden.
Der nächste Abstecher war dann deutlich länger und führte uns ins Cathedral Valley. Ich hatte zuhause schon sehr beeindruckende Bilder von dort gesehen und so entschieden wir uns, den Cathedral Valley Loop zu fahren, eine 90km lange Piste, die man nur mit einem Allrad-Fahrtzeug befahren sollte und die gleich am Anfang mit einer kleinen Flußquerung beginnt. Natürlich habe ich mich vorher mit Crocs in die „Fluten“ gestürzt, bevor Katja dann mit dem Auto hinterhergekommen ist :-) Die Strecke ließ sich sehr gut befahren, aber dennoch brauchten wir mehrere Stunden davor, die sich aber definitiv gelohnt haben. Die Felsformationen mit dem tollen Namen Temple of the Sun/Moon und die zahlreichen anderen Aussichtspunkte gehören definitiv zu den Highlights unserer Reise! Wie auch schon beim Moon Overlook wäre ich gerne zu besserem Licht vor Ort gewesen, aber man kann ja nicht alles haben.
Durch unseren beiden Abstecher zog sich die Fahrt zum Bryce Canyon natürlich ganz schön in die Länge und so kamen wir 20:30 Uhr erst am Zeltplatz an. Nach dem Check-In haben wir schnell ein Lagerfeuer angezündet und dann unsere Nudeln direkt am Lagerfeuer gegessen. Die Kinder wollten dann schnell ins Bett und wir haben noch ein wenig am Feuer gesessen. Im Vergleich zu den letzten beiden Tagen in Page waren die Temperaturen hier auch deutlich niedriger und wir mussten uns richtig dick einpacken.
Dr. Gerhard Aust
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