Die Nacht wurde tatsächlich noch kälter. Als ich zum Fotografieren aufgestanden bin, zeigte das Auto gerade mal 3 Grad an. Wir konnten uns diesen Temperatursturz zunächst gar nicht erklären, aber inzwischen wissen wir, dass der Bryce Canyon immerhin auf 2.300 Metern liegt. Tagsüber wird es auch hier natürlich ziemlich warm, aber die Nächte waren richtig kalt! Für den ersten Sonnenaufgang hatte ich mir den Bryce Point ausgesucht, auf jeden Fall eine gute Wahl, denn von hier hat man einen guten Rundumblick auf das sogenannte Amphitheater, von wo aus man die meisten Hoodoos sieht, für die der Bryce Canyon berühmt ist.
Nach dem Frühstück fuhren wir zum Sunrise Point, um von dort aus eine kleine Wanderung durch den Canyon zu machen, damit wir nicht nur von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt fahren. Der Weg führte vorbei an den tollen Gesteinsformationen ca. 200 Höhenmeter nach unten, was wir dann auf den Serpentinen des Navajo Loops leider auch wieder nach oben gehen mussten. Die Begeisterung der Kindern hielt sich natürlich in Grenzen, aber die vielen Streifenhörnchen, die uns beim Mittagessen unterhalten haben, besserten die Laune ein wenig. Beim Aufstieg zum Sunset Point kamen wir auch an Thor’s Hammer vorbei, einem recht bekannten Hoodoo, den ich mir gleich als Punkt für den nächsten Morgen ausgesucht habe.
Wieder am Auto zurück, fuhren wir dann noch ein paar Aussichtspunkte ab, wobei die Mädels wieder mal im Auto sitzen bleiben wollten und lieber weiter Harry Potter hören wollten. Danach half nur noch der Pool :-) Nach ein paar Wraps zum Abendessen, versuchten wir nochmal unser Glück zum Sonnenuntergang, allerdings gibt es trotz der Größe des Bryce Canyons keinen Punkt, der wirklich dafür geeignet ist, da die Sonne hinter der Abbruchkante untergeht und der Canyon bereits recht früh im Schatten liegt. Also fuhren wir wieder zurück zum Zeltplatz und machten lieber ein schönes Lagerfeuer!
Die Nacht war wie erwartet wieder sehr kalt und so kostete es mich doch etwas Überwindung, aus dem warmen Schlafsack herauszukriechen. Aber natürlich wollte ich mir den Sonnenaufgang nicht entgehen lassen und fuhr zum Sunset Point, um von dort aus zum Thor’s Hammer zu fahren. Meine Fotoidee ging wie geplant auf und die Sonne ging genau hinter dem Hoodoo auf. Anschließend fuhr ich nochmal kurz zum Inspiration Point, aber die Sonne war schon wieder hinter einem Wolkenband am Horizont verschwunden und so fuhr ich wieder zurück zum Zeltplatz.
Heute hieß es wieder Abschied nehmen vom Bryce Canyon, denn unser nächstes Ziel auf dem Weg zum Zion National Park war das North Rim des Grand Canyon. Diese Seite ist deutlich weniger touristisch als die Südseite, und obwohl der Abstand zwischen Nord- und Südseite zu Fuß nur 34km beträgt, müsste man mit dem Auto einen Umweg von 350km fahren. Daher hatten wir uns entschieden, das North Rim erst auf der Rückreise zu besuchen, da es sich dort ganz gut in unsere Tour einbinden ließ. Durch die höhere Lage auf über 2.400m sind die klimatischen Bedingungen ganz anders als auf der Südseite: im Winter liegen über vier Meter Schnee und dadurch gab es über die Jahrtausende eine stärkere Erosion, wodurch sich ganz andere (und sehr fotogene!) Felsformationen im Canyon gebildet haben.
Da wir den Bryce Canyon bereits ausreichend besichtigt und nur drei Stunden Fahrt vor uns hatten, haben wir noch schnell ein paar Sehenswürdigkeiten auf der Strecke gesucht. Erstes Ziel war der Red Hollow Slot Canyon, ein kleiner aber feiner Slot Canyon, den man auf eigene Faust erkunden kann. Natürlich nicht mit den Slot Canyons bei Page vergleichbar, aber doch sehr schön und mit etwas Kletterei verbunden, was Bella und Lilly schnell über den kurzen aber warmen Hinweg hinweggetröstet hat. Nächster Stopp war dann der Belly of the Dragon, ein alter Tunnel im Sandstein, der mit etwas Fantasie an den Bauch eines Drachens erinnert und kurioserweise von vielen Touristen auf der Durchreise besichtigt wird. Mit einem kurzen Stopp im Supermarkt, um die Kühlbox wieder aufzufüllen, hatten wir die Zeit dann auch gut herumgebracht und fuhren durch bis zum North Rim Campground. Kaum hatten wir die Zelte aufgebaut, brannte auch schon das Lagerfeuer und es gab Steak, Bratwürste und Mais vom Grill. Sowohl Steak als auch Mais schmecken schmecken hier in den USA wirklich außergewöhnlich gut, keine Ahnung woran das liegt… Zum Sonnenuntergang fuhren wir nochmal zusammen zum Cape Royal Aussichtspunkt, der einen wirklich fantastischen Ausblick auf den Canyon bietet. Und passend dazu hatten wir erstmals diesen Urlaub einen brennenden Sonnenuntergang!
Nach dem tollen Sonnenuntergang gestern konnte ich mir den Sonnenaufgang natürlich nicht entgehen lassen und so fuhr ich zum Imperial Point, einem weiteren sehr schönen Aussichtspunkt. Nach dem Frühstück bauten wir dann auch schon wieder unsere Zelte ab und fuhren weiter in den Zion National Park, wo wir zwei Nächte auf dem Zion Canyon Campground reserivert hatten, der unmittelbar vor dem Eingang in den Nationalpark liegt und – besonders wichtig – auch einen Pool hat. Heiß war es ja schon an einigen anderen Orte während unserer Reise, aber irgendwie machte es uns hier besonders zu schaffen. Den Nachmittag verbrachten wir daher am Fluß bzw. am Pool, bevor wir dann nochmal los sind, um uns Ausrüstung für die morgige Tour durch die Narrows auszuleihen: Canyoning-Schuhe, Neopren-Socken und einen stabilen Wanderstock aus Holz. Zum Sonnenuntergang machten wir noch eine kurze Wanderung zum Canyon Outlook, von dem aus man einen tollen Ausblick auf die steil abfallenden Wände der umliegenden Berge hat.
Unter Fotografen ist der Zion National Park vor allem für ein Motiv bekannt, eine Aufnahme des Berges The Watchman, auf den der Virgin River zufließt. Den perfekten Blick hat man von einer Brücke aus und nachdem was ich im Internet gesehen haben, ging es hier in der Vergangenheit zu wie ich es bereits am Mesa Arch im Canyonlands National Park erlebt habe. Die Leute drängelten sich Stativ an Stativ und wahrscheinlich führte das auf der engen Brücke zu solchen Verkehrsbehinderungen, dass es nun verboten ist, auf der Brücke stehen zu bleiben oder diese zu Fuß zu überqueren. Also versuchte ich, wenigstens eine Alternative zu finden und bin den Hang hinab zum Fluß gestiegen. Nicht ganz das Original, aber besser als gar kein Foto von diesem Motiv :-)
Katja und die Kinder waren schon mit mir aufgestanden (wenn man das von den beiden Schlafsackraupen, die wir auf die Rückbank getragen haben überhaupt sagen kann) und haben noch etwas im Auto geschlafen, während ich meine Fotos gemacht habe. Aufgrund der Touristienmassen darf Scenic Drive durch den Zion National Park nämlich nicht mehr von Autos befahren werden, sondern man muss einen Shuttle Bus nehmen. Dieser startet beim Visitor Center und die dortigen Parkplätze füllen sich am Morgen so schnell, dass wir lieber bereits gegen 7:00 Uhr dort sein wollten.
Nach einem kurzen Frühstück am Parkplatz packten wir unsere Sachen und stiegen in den Shuttle Bus, der uns bis zur Haltestelle für die Narrows-Wanderung brachte. Die Narrows sind ein Abschnitt des Zion Canyon, bei dem sich der Canyon stark verengt und den man, obwohl er teilweise komplett vom Virgin River ausgefüllt ist, durchwandern kann. Das war natürlich ein Abenteuer, das wir uns nicht entgehen lassen wollten, zumal es bei den Temperaturen eine willkommene Abwechslung bedeutete. Die anderen berühmten Wanderungen Angels Landing und The Subway sind leider nur mit Permit möglich und bei den Lotterien für diese Permits waren wir leider nicht erfolgreich. Die Narrows waren dafür aber auch wirklich spannend, das kalte Flusswasser ging uns teilweise bis zum Bauchnabel und wir mussten den Kinder auf die Schultern nehmen.
Nach einiger Zeit forderte das kalte Wasser aber seinen Tribut und Bella fing an, dass ihr kalt ist und sie umdrehen möchte. Lilly unterstützte ihre Schwester natürlich gleich solidarisch, stolperte und fiel komplett ins Wasser, so dass sich auch unsere Argumente, noch ein Stück weiterzugehen, schnell in Luft auflösten. Kaum waren wir umgedreht kam auch die Sonne in den Canyon und die Temperaturen stiegen spürbar an. Kurze Zeit später sprangen die Kinder wieder begeistert im Wasser herum und wir mussten uns noch Vorwürfe anhören, warum wir denn schon umgedreht sind…
Zurück am Zeltplatz verbrachten wir den Nachmittag am Pool, zu weiteren Aktivitäten konnten wir uns bei der Hitze nicht durchringen. Lediglich zum Sonnenuntergang fuhr ich nochmal zum Fotomotiv, bei dem ich am Morgen schon war, aber pünktlich mit Beginn der goldenen Stunde schob sich eine Wolke vor die Sonne, die auch bis zum Sonnenuntergang nicht mehr verschwinden wollte. Den Abend ließen wir, wie üblich, am Lagerfeuer ausklingen.
PS: Falls ihr euch wundert, warum gerade nur ich schreibe und nicht wie sonst auch Katja: Wir schreiben ja meistens im Auto während der Fahrt. Da wir in diesem Urlaub aber zusammen mit den Kindern die Harry Potter Hörbücher hören, kann sich Katja nicht so richtig auf das Schreiben konzentrieren. Von wegen Frauen und Multitasking… 😊
Dr. Gerhard Aust
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