In den bisherigen Beiträgen haben wir ja schon etwas geschildert, wie es so ist wenn man mit 2 Babys unterwegs ist. Dieser Beitrag widmet sich nun noch einmal explizit dem Thema reisen mit Babys.
Zu allererst die 3 wichtigsten Grundbedürfnisse: Essen-Kacken-Schlafen.
Wie schon der Titel andeutet, birgt das Reisen mit Baby die ein oder andere Herausforderung, u.a. volle Windeln. Die beiden benötigen etwa 4 Windeln pro Tag. Wenn wir jetzt mal mit 50% Stinkebatz Windeln rechnen, macht das einen ziemlich großen Haufen Kacke, die so im Wohnmobil vor sich hin müffelt. An einem Campingplatz ist das prinzipiell kein Problem, da man die Windeln dann gleich entsorgen kann. Unterwegs oder noch besser auf einem Freedom Campingplatz gibt es solche Möglichkeiten nicht. Der Müllbeutel bläht sich dann quasi schon leicht auf und entlässt dann seine gesammelte Duftwolke auf einen Schlag. Da würde man sich über Essensgeruch definitiv freuen.
Apropo Essen. Die beiden hatten ja eigentlich noch nie ein Problem mit Essen und auch hier beim Campen sind sie in dieser Hinsicht echt unkompliziert. Wir setzen sie zum Frühstück und Abendbrot immer in ihre stylischen Kinder-Campingstühle und stellen ihnen Brot, Obst etc. auf ihr kleines Tischchen bzw. Füttern sie. Das schöne daran, im Vergleich mit zu Hause ist, dass sie hier krümeln und matzen können bis der Arzt kommt und es juckt mich nicht die Bohne. Der Rasen muss ja danach nicht gewischt oder gesaugt werden. Mittag oder Abends gibt es manchmal ein Gläschen, je nachdem wie es gerade passt. Eier und Speck sind früh übrigens genauso beliebt wie Schoko-Croissaints…das schlechte Mami-Gewissen lässt grüßen. Das Brötchen das schon mehrfach in den Dreck gefallen ist, bekommen sie dann übrigens auch wieder hingelegt. Da es im Endeffekt eh keinen Unterschied macht, ob sie sauberes Brötchen und dann Dreck bzw. Sand essen, oder sie das gleich mit dem Brötchen kombinieren. Vielleicht schmeckt das auch viel besser, nur wir haben es einfach noch nicht erkannt.
Wie in unserem ersten Blogbeitrag schon beschrieben, war der Flug zu unserer Überraschung wirklich unkompliziert. Auf ihre Basinetts konnte man schon ein bisschen neidisch sein, während man selbst mit schmerzendem Genick, eingeschlafenen Beinen etc. versucht auf diesem Flugzeugsitz ein bisschen zu schlafen. Da wir 12 Stunden Zeitverschiebung haben, war es gefühlt mitten in der Nacht als wir in Christchurch ankamen und die Beiden sind spätestens am Nachmittag quasi im Stehen eingeschlafen. Ein bisschen Kinderqualerei ist es ja schon wenn man sie dann immer wieder wach machen muss, aber wenigstens hat uns das eine ruhige Nacht beschert. Und auch an den folgenden Abenden waren Lilly und Bella nach dem Abendessen wie erschossen und haben sich erfreulich leicht ins Bett bringen lassen. Nach einer Woche änderte sich das leider merklich. Unser tägliches Ritual ist jetzt, Kinder umziehen und oben in der Koje in die Schlafsäcke stecken. Da das nur hinter einander geht, hat sich das erste Mini-Monster meist schon wieder im Schlafsack gewendet und ist rausgekrabbelt. Man steckt also das zweite Mini-Monster in den Sack und wiederholt das beim ersten Monster wieder. Wenn wir Glück haben, liegen sie dann beide erstmal in ihrem Schlafsack. Dann heißt es schnell Netz zu machen, Vorhang zu ziehen und Musik an. Meistens schlafen sie dann NICHT! Erst hört man noch fröhliches gequietsche hinter dem Vorhang der dann irgendwann anfängt zu wackeln. Wenn man dann noch ein bisschen länger wartet macht es meist irgendwann RUMS und eine der Beiden hat sich vor lautet Übermut und gehopse den Kopf gestoßen. Spätestens dann schlägt die Stimmung um. Wenn man dann den Vorhang lüftet sieht man zwei Knast-Schwestern am Gitter hängen und versuchen den Kopf durch den Spalt zwischen Decke und Netz zu quetschen. Dann hilft nur eine Vanille Milch. Zur Erklärung, Baby Milch gibt’s hier nur mit Vanille Geschmack und die Beiden fahren da voll drauf ab.
Nachdem jede noch mal eine Flasche weggezogen hat, kehrt dann meistens langsam Ruhe ein. Dann melden sie sich aktuell einmal die Nacht. Aktuell zeitgleich was die Anzahl der Störung für uns reduziert. Wieder wird ein Fläschen Vanille Milch in die Kinder gepumpt und prompt ist wieder Ruhe. Scheint echt geiler Stoff zu sein. Für Gerhard ist die Nacht meist ja schon vor Sonnenaufgang vorbei, aber ich habe endlich eine Ausrede nicht mit früh aufstehen zu müssen. Die beiden schlafen dann meist auch bis kurz nach 8 Uhr, so dass wir noch im Bett chillaxen wenn Gerhard dann vom Fotografieren wieder kommt. Tagsüber machen sie dann mehrere Schläfchen im Auto, in der Kraxe oder wie heute in der Hängematte.
Wie gerade erwähnt sind die Mädels und ich morgens meist nicht mit beim Fotografieren dabei. Das hängt damit zusammen, dass die Beiden erst gegen 21 Uhr ins Bett gehen und deshalb früh ihren Schlaf brauchen. Wir versuchen dann möglichst nah am Fotopunkt zu übernachten damit Gerhard diesen früh fussläufig erreichen kann. Das hat für ihn den Nachteil, dass er den ein oder anderen Weg mehr gehen muss als früher und nicht mehr mit den Auto direkt davor parken kann. Wenn es sich dann doch nicht vermeiden lässt zum Fotopunkt zu fahren (was bisher nur zweimal vorkam), dann versuchen wir die Kinder in den Autositzen weiter schlafen zu lassen.
Am Abend haben wir dann manchmal einen Konflikt zwischen Auto fahren, essen und fotografieren. Im besten Fall sind wir rechtzeitig am Zielort angekommen, um vorher zu essen und dann alle entspannt zum Fotografieren gehen zu können. Manchmal müssen wir uns allerdings zwischen essen und fotografieren entscheiden. Wenn der Fotopunkt die höhere Priorität hat, dann zieht Gerhard los während ich die Kinder versorge. Wir essen dann erst Abendbrot, wenn die Kinder im Bett liegen. Ab und an klappt es aber auch das wir zusammen losziehen, dann haben wir sie entweder in den Bauchtragen oder in der Kraxe. Bei den Wanderungen zum Roys Peak und am Mt. Cook, sind sie in der Kraxe dann schon eingeschlafen und wir konnten sie einfach ins Bett bringen. Für die Kinder ist das eigentlich eine ziemlich entspannte Angelegenheit, aber für uns und speziell für Gerhard eine ganz schöne Schlepperei, da er neben einem Kind ja auch noch die ganze Fotoausrüstung tragen muss. Aber alle die behaupten sowas kann man mit Kind nicht mehr machen und erst recht nicht mit Zwillingen, haben wir damit eines Besseren belehrt.
Das übliche Bild, wenn Familien mit Baby wandern gehen ist: Papa trägt Kraxe und Mama einen Rucksack mit Windeln, Essen, Kleidung etc. Mit Zwillingen hat man als Mama leider so einen Luxus nicht und bekommt auch so einen kleinen Moppel auf den Rücken geschnallt. Die Kraxe hat dann ungefähr das gleiche Gewicht wie mein Rucksack bei einer Mehrtageswanderung. Mit so einem Gewicht auf dem Rucken springt man natürlich nicht wie ein junges Reh die Berge hinauf was schon immer ein bisschen deprimierend ist. Da selbst Asiaten mit Badeschlappen an mir vorbeiziehen. Das Gefühl verschwindet aber relativ schnell wieder, da wir schon eine ziemliche Attraktion sind und uns quasi alle Bewunderung entgegenbringen. Mein Lieblingskommentar eines Touristen bisher: „I’m your Fan“.
Unsere bisherigen Wanderungen waren meist um die 3-4 Stunden lang. Wir machen dann am Ziel eine längere Pause, damit sich die Mädels die Beine vertreten, etwas essen und ihre Umgebung erkunden können. Unser Fazit, Wandern mit Zwillingen ist eigentlich nicht viel anders als Wandern mit nur einem Baby. Nur das halt Mama und Papa ein bisschen mehr Gepäck haben. Aber im Gegensatz zu Familien mit älteren Kindern, können wir wenigstens Halbtageswanderungen machen und müssen uns nicht 5 Minuten nach dem loslaufen anhören: „Wann sind wir endlich da?“ oder alternativ als Fazit „Die Wanderung war langweilig!“. Es hat manchmal auch Vorteile wenn die Kinder noch nicht sprechen können.
Zwischen den ganzen Aktivitäten wie Essen, Schlafen und Wandern bleibt natürlich auch immer noch Zeit zum Spielen z.B. wenn Mama und Papa essen machen. Dann werden Bella und Lilly entweder auf Erkundungstour vor den Wohnwagen geschickt oder das Bett wird zur Spielwiese umfunktioniert. Draußen sind in erster Linie Steine interessant die bevorzugt in den Mund genommen werden. Auf der Spielwiese kann man die anderen Leute aus dem Fenster beobachten, nach Dingen angeln die auf der Ablage liegen oder mit Mama und Papa das „Ich schmeiß es runter, du hebst es auf“ – Spiel spielen.
Insgesamt können wir nach knapp 3 Wochen sagen, dass das Reisen mit Kindern definitiv eine Umstellung ist, wir aber zum Glück zwei sehr flexible Kinder haben und uns deshalb nicht wirklich einschränken müssen bei unseren Aktivitäten.
Natürlich richten wir uns stark an den Bedürfnissen der Kleinen aus und ja es ist nicht immer einfach, wenn die Beiden keine Lust auf den Autositz haben, es wieder spät geworden ist und das einschlafen schwerfällt oder einfach das MAM MAM nicht schnell genug in die Kauluke geschoben wird. Aber die Zeit als Familie mal in Ruhe genießen zu können ohne Alltagsverpflichtungen, d.h. im Bett rumzulümmeln, ausgiebig zu frühstücken, am Strand mit Förmchen zu spielen oder einfach nur rumzualbern, wiegt alle „Schlechtwetter“-Phasen wieder auf und macht Neuseeland für uns zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Unser Fazit für alle (werdenden) Eltern: Lasst euch bloß von niemandem einreden, was man alles mit Kindern nicht machen kann. Probiert es einfach aus und genießt es!!!
Dr. Gerhard Aust
Hobby Photographer
contact@gerhard-aust.de
Fischhausstraße 6
01099 Dresden
Germany
All contens and pictures are subjected to the copyright of Gerhard Aust.
You must not copy or use any pictures without written permission of the copyright owner.
If you are interested in licensing, please make an inquiry via email.