Wellington
Unser Aufenthalt in Wellington, der Hauptstadt Neuseelands, war nur von sehr kurzer Dauer. Zum einen haben wir uns vorgenommen, Städte soweit wie möglich zu ignorieren und uns auf die Natur zu beschränken, denn dafür sind wir ja schließlich hier. Zum anderen gehörte auch ein wenig Frust dazu, der diese Entscheidung beschleunigt hat. Eigentlich fing es ja recht gut an, denn Katja hatte die gute Idee, für die Nacht nach der Fähre noch einen Campingplatz zu reservieren, so dass wir um 22:00 Uhr nicht erst noch lange suchen müssen. Das hat auch wunderbar geklappt und am nächsten Morgen hat unser Vermieter dann auch einen weiteren Werkstatttermin für uns organisiert, um die diversen Probleme zu beheben. An das fehlende Warmwasser haben wir uns ja inzwischen gewöhnt, aber die herausgefallene Schublade und der gebrochene Verschluss des Kühlschranks sind schon echt nervig. Der Mechaniker war auch zuversichtlich, die Sachen in einer Stunde behoben zu haben, weshalb wir gar nicht erst unseren geplanten Stadtrundgang und das Museum Te Papa begonnen haben sondern lieber schnell einkaufen gegangen sind. Wieder zurück am Auto dann die tolle Nachricht, dass er die Warmwasserheizung reparieren konnte (auf die wir ja nach zwei Wochen ohne eigentlich ganz gut verzichten konnten), aber weder beim Kühlschrank noch bei der Schublade (die uns wirklich nerven) etwas machen kann. Na toll! Ein weiteres Telefonat mit dem Vermieter brachte auch keine zufriedenstellende Lösung, nur das Angebot, einen weiteren Werkstatttermin für uns auszumachen. So richtig überzeugt hat uns das nicht, da nur noch mehr Zeit dafür draufgegangen wäre, und so haben wir uns für die MacGyver Variante mit Panzertape entschieden und kleben jetzt vor jeder Fahrt die sich potenziell öffnenden Schränke, Schubladen und den Kühlschrank ab… Unsere Lust auf einen Museumsbesuch war nun noch weniger vorhanden als vorher und so beschlossen wir, lieber gleich weiterzufahren und auf eine Stadtbesichtigung von Wellington zu verzichten.
Mount Taranaki und die Pouakai Tarns
Das Besondere an Neuseeland ist für uns auf jeden Fall die landschaftliche Vielfalt, die sich auch an den Unterschieden zwischen Nord- und Südinsel gut erkennen lässt. Während die Südinsel ja vor allem durch alpenähnliche Berge, Gletscher und riesige Seen beeindruckt, gibt es auf der Nordinsel Vulkane und Geothermalgebiete mit Geysiren, Mud Pools und anderen dampfenden, nach Schwefel riechenden Sehenswürdigkeiten. Bei unserem ersten Ziel, dem Mount Taranaki, handelt es sich um einen perfekt geformten Vulkankegel, den man mit seinen 2.518 Metern schon von weitem sehen kann, da er wie aus dem Nichts aus der ansonsten platten Farmlandschaft aufragt. Naja, zumindest theoretisch. In unserem Fall hüllte er sich recht schüchtern in Wolken, was der Kerl wohl sehr gerne zu machen scheint. Das letzte Stück unserer Fahrt fragten wir uns ständig, wann wir denn endlich den ersten Blick auf den Vulkan erhaschen können, bis uns irgendwann klar wurde, dass einer der Wolkenberge vermutlich der Mount Taranaki sein muss… Stattdessen konnten wir einen tollen Sonnenuntergang beobachten, was das Fotografenherz immer besonders freut, wenn es nicht durch die Kamera, sondern durch die Windschutzscheibe beim Autofahren geschieht :-)
Da ich am nächsten Morgen zu den Puoakai Tarns wollte, fuhren wir direkt zum Parkplatz am Start, wo glücklicherweise kein „no camping“ Schild zu sehen war, so dass wir hier beruhigt über Nacht stehen bleiben konnten. Am nächsten Morgen klingelte mein Wecker dann wieder mal deutlich vor Sonnenaufgang und ich bin knapp 1,5 Stunden und ca. 700 Höhenmeter mit Stirnlampe den Berg hoch. Bei meinem Ziel handelt es sich um einen Tümpel, der aus Touristensicht wahrscheinlich völlig uninteressant ist, aus Fotografensicht aber eine geniale Spiegelung des Mount Taranaki bringen KANN. Wenn es windstill ist… was es an diesem Morgen nicht war, wie ich mit Bedauern feststellen musste, als ich auf dem Hochplateau angekommen war. Losgelaufen bin ich bei Winstille und Sternenhimmel über mir, oben angekommen war ich in einer dicken Wolken-/Nebelsuppe und ein beißender kalter Wind machte es so richtig gemütlich. Trotz Merinoshirt, Fleecepulli und Daunenjacke wurde meine Wartezeit doch verdammt kalt. Irgendwann nach mir kamen tatsächlich noch drei weitere Fotografen, was ich bei diesem abgelegenen Spot eher nicht erwartet hätte, und wir rätselten erstmal gemeinsam, wo denn vielleicht der Vulkan auftauchen könnte. Zeitgleich spielte sich neben uns (natürlich in der falschen Richtung) ein tolles Farbenspiel ab, aber natürlich wartete der liebe Vulkan bis dieses zu Ende war, bis er sich zumindest ein bisschen enthüllte und ich doch noch ein paar Fotos machen konnte. Die Spiegelung konnte ich aufgrund des Windes aber natürlich vergessen…
Beim Abstieg kamen mir dann schon die ersten „normalen“ Wanderer entgegen, was mich immer wieder staunen lässt, wie früh manche schon unterwegs sind, ohne dass sie wie ich durch den Sonnenaufgang getrieben sind. Sowas könnte uns definitiv nicht passieren! Nach dem Frühstück fuhren wir auf die andere Seite des Vulkans, um das vermeintliche Nationalparkzentrum und die dortigen Dawson-Falls zu besichtigen. Die Wasserfälle und auch der Weg durch den Regenwald waren zwar schön, aber wir waren dafür jeweils über eine Stunde Hin und Zurück unterwegs, was es definitiv nicht wert war. Umso ärgerlicher, dass der Mount Taranaki vormittags noch gut sichtbar war, sich gegen Nachmittag jedoch wieder in Wolken hüllte. Eigentlich hatten wir nämlich geplant, am Nachmittag nochmal zusammen zu den Pouakai Tarns aufzusteigen, damit Katja den Blick auch nochmal genießen kann. Aufgrund der knappen Zeit und der recht schlechten Wetteraussichten für heute und die folgenden Tage haben wir daher kurzerhand beschlossen, nicht mehr länger hier zu bleiben und lieber weiterzufahren…
Tongaporutu Three Sisters
Ca. eine Stunde nördlich befindet sich das kleine Dorf Tongaporutu, das vor allem (und wahrscheinlich ausschließlich?) durch seinen Strand mit einer tollen Steilküste und diversen Felsformationen besticht. Das besondere daran ist, dass man diesen Strand nur in einem Zeitraum von +/- zwei Stunden um Ebbe herum erreicht, da man entlang einer Flussmündung laufen muss und dieser Fluss bei Flut stark ansteigt. Zu meinem Glück passten den Ebbe-Zeiten sehr gut zu Sonnenuntergang und -aufgang, so dass ich natürlich die Gelegenheit genutzt habe, um zu fotografieren. Da wir zeitlich etwas knapp waren und das Finale durch das übliche Wolkenband am Horizont vorzeitig beendet wurde, brach aber wieder mal die Katja bereits wohlbekannte Fotografendepression aus…Dazu kam noch, dass der Strand im Vergleich zu den von mir recherchierten Fotos bereits etwas in Mitleidenschaft gezogen wurde. Statt der Three Sisters gibt es nur noch zwei, dem bekannten Elephant Rock fehlen inzwischen Kopf und Rüssel und mindestens eine weitere Felsformation musste auch der Gewalt des Meeres weichen. Nichtsdestotrotz wollten wir uns den Strand am nächsten Morgen nochmal in Ruhe ansehen und sind zum Sonnenaufgang los, dieses Mal nicht, weil ich Fotos machen wollte, sondern weil da eben wieder Ebbe war. Beim anschließenden Frühstück im Camper konnten wir dann einige andere Touristen beobachten, die nach kurzer Zeit wieder umdrehen mussten weil die Flut Ihnen den weiteren Weg versperrte. Der beginnende Regen und die Sperrung des Coastal Tracks, den wir eigentlich laufen wollten, haben uns dann die Entscheidung abgenommen, ob wir dem nächsten Abend noch die Chance auf einen besseren Sonnenuntergang geben und so sind wir weitergefahren…
Waitomo Caves
Auf dem Weg nach Norden kamen wir an einem der absoluten Lonely-Planet-Touri-Highlights vorbei: den Waitomo Caves! Um ehrlich zu sein hatte ich die gar nicht auf meiner Liste, aber für die Sightseeing-Sachen ist ja schließlich auch Katja zuständig. Die unzähligen Höhlen haben zwar auch sehr schöne Tropfsteine, das eigentliche Highlight sind die Glowworms. Im Vergleich zu unseren heimischen Glühwürmchen verdienen diese den Namen auch wirklich, denn sie können nicht wie unsere fliegen, sondern es handelt sich tatsächlich um Würmer, die in feuchten Höhlen von der Decke herabhängen und leicht bläulich leuchten. Wir entschieden uns für die Besichtigung von zwei Höhlen, der Waitomo Glowworm Cave sowie der Ruakuri Cave. In früheren Zeiten hätten wir mit Sicherheit das Black Water Rafting durch den unterirdischen Fluss gewählt, aber man wird ja älter und ich bin mir auch nicht ganz sicher, was Isabella und Lilly dazu gesagt hätten. Highlight der ersten Höhle ist eine kurze Bootsfahrt, von wo aus man tausende Glowworms an der Decke bewundern kann. Besonders lustig ist, dass der Guide sehr viel wert daraufgelegt hat, dass niemand etwas sagt und alle besonders leise sind, da die Glowworms wohl bei Lautstärke aufhören zu leuchten. Na wer kann es sich denken was passiert ist? Genau, kaum waren wir auf dem Boot fing erst Bella, dann Lilly an zu plärren was das Zeug hält und besonders Lilly konnte sich gar nicht mehr beruhigen… Und wer unsere Lilly kennt, weiß zu welchem Geräuschpegel die kleine Maus fähig ist! Wahrscheinlich hatte sie ein wenig Angst im Dunkeln, denn kaum waren wir wieder draußen war alles wieder gut. Die Glowworms hat das auf jeden Fall nicht gestört, und so konnte man mit etwas lieblicher Geräuschuntermalung zumindest den Ausblick genießen. Trotzdem war ich froh, als das Boot anlegte und wir haben schnell das Weite gesucht, bevor wir noch von anderen Touristen massakriert werden :-)
Die zweite Höhle war dann deutlich entspannter und weniger Massenabfertigung als die erste. Mit einer Führerin ging es für ca. 1,5 Stunden zu sechst (!) durch die sehr imposante Höhle, in der zumindest auch ein paar Glowworms zu sehen waren. Nicht ganz so viele wie in der anderen, aber dafür konnte man auch sehr nah ran. Trotzdem war die Führung leider nicht wirklich zum Fotografieren der lumineszierenden Würmchen geeignet, da man einfach zu wenig Zeit hatte, so das ich kein brauchbares Foto davon machen konnte.
Dr. Gerhard Aust
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