Nach dem herrlichen Rundflug zum Mount Cook waren wir nun also bestens vorbereitet, um uns den Berg aus der Nähe anzusehen und so fuhren wir noch am Nachmittag die zwei Stunden zum Lake Pukaki, einem riesigen türkisfarbenen Gletschersee. Da es schon recht spät war, konnte ich Katja auch überzeugen, nicht mehr bis in den Mount Cook Nationalpark hineinzufahren, sondern lieber erstmal am Südende des Lake Pukaki zu bleiben, wo sich zufällig auch einer meiner Fotopunkte, der Peter’s Lookout befindet. Dabei handelt es sich um einen Punkt ganz nach Fotografengeschmack, d.h. man parkt, steigt aus, baut das Stativ auf und könnte die Kamera quasi vom Auto aus bedienen ohne weit laufen zu müssen. Erwartungsgemäß war auch gut was los und wir konnten ein wenig Abendglühen genießen. Leider war auch an diesem Platz wieder ein Übernachtungsverbot, so dass wir dann noch weiter zu einem kostenlosen Platz direkt am See gefahren sind. Schon lustig, obwohl wir im Dunkeln angekommen sind und bereits wussten, dass wir vor Sonnenaufgang wieder losfahren (ich wollte nochmal zum Peter’s Lookout…), haben wir uns für den schöneren Platz am See und daher auch ziemlich vollen Platz entschieden, obwohl uns das eigentlich rein gar nichts gebracht hat J Aufgrund der sternenklaren und recht kalten Nacht hoffte ich schon auf tolle Fotobedingungen zum Sonnenaufgang, aber leider hatte sich über Nacht Nebel gebildet und vom Mount Cook war absolut nichts zu sehen. So schnell können sich die Bedingungen ändern, aber zumindest der Ausblick über den Lake Pukaki beim Frühstück im Camper war klasse!
Wir ließen uns Zeit (das können wir morgens ja recht gut!), so dass der Nebel sich auflösen konnte und wir das Panorama auf dem Weg in das Mount Cook Village auch entsprechend genießen konnten. Der einmalige Blick auf den Mount Cook und die umliegenden Gletscher schrie dann förmlich danach, ein Sprungfoto zu machen. Nur war die Straße etwas stärker befahren als in Patagonien auf dem Weg nach El Chaltén, so dass wir auf einen Aussichtspunkt ausweichen mussten. Waren Sprungfotos früher schon schwierig, wo wir nur zu zweit den richtigen Moment treffen mussten, wir das mit zwei Babys natürlich nicht einfacher. Aber springen können sie dafür schon höher als Mama und Papa J
Unser erster Gang führte uns ins Visitor Center, wo uns leider bestätigt wurde, dass die beliebteste Wanderung im Park für die nächsten Monate gesperrt bleibt. Der Hooker Valley Track, quasi das Standardprogramm aller Neuseelandurlauber, führt zu den beiden Gletscherseen Hooker und Mueller Lake und bietet tolle Ausblicke auf Eisberge, Gletscher und auf den Mount Cook. Allerdings haben die heftigen Regenfälle auch hier für Verwüstung gesorgt.
Im Gegensatz zum ebenen und sehr entspannten Hooker Valley Track geht es bei der Wanderung zu den Sealy Tarns bergauf. Und zwar ziemlich bergauf! So bergauf, dass es wohl nicht möglich war, den Weg über Serpentinen hinauf zu führen, nein man hat sich für Stufen entschieden. Bei einer teilweise recht ordentlichen Stufenhöhe ergibt das sage und schreibe 2.200 Stufen für die 300 Höhenmeter, die uns mit den Kraxen wieder ganz schön ins Schwitzen gebracht haben. Den weiteren Weg zur Mueller Hut, der die Wanderung auf insgesamt sieben Stunden ausgedehnt hätte, haben wir uns dementsprechend gespart. Da die Spiegelung des Mount Cook in den Sealy Tarns auch ein recht nettes Motiv abgibt, hatte ich natürlich auch meine Fotosachen dabei und wir blieben bis zum Sonnenuntergang. Isabella und Lilly kamen also zum zweiten Mal in den Genuss, mit der Stirnlampe im Dunkeln den Berg herabgetragen zu werden…
Wie immer klingelte mein Wecker am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang, aber so richtig konnte ich mich an diesem Morgen nicht motivieren. Wahrscheinlich steckten mir noch die ganzen Stufen vom Vorabend in den Beinen und so entschied ich mich gegen die Kälte und für den warmen Schlafsack. Dummerweise habe ich den Fehler gemacht, etwas später nochmal aus dem Fenster zu schauen und musste mit ansehen, wie der „Hausberg“ des Campingplatzes in herrliches rosa Licht getaucht war. Meinen Frust könnt ihr euch vorstellen, so oft stehe ich früh auf und warte vergeblich auf das richtige Licht und da kriege ich einmal meinen Arsch nicht hoch und dann das… :-)
Durch die Sperrung des Hooker Valleys war unser Aufenthalt im Park kürzer als gedacht und wir blieben nur eine Nacht. Vor der Weiterfahrt machten wir noch einen Abstecher zum Tasman Lake, ebenfalls ein Gletschersee, auf dem zahlreiche Eisberge schwimmen. Durch die kürzlichen Regenfälle zeigte sich das Wasser zwar eher milchig graubraun und nicht blau, aber beeindruckend war der Anblick trotzdem!
Unsere nächste Station war der Lake Tekapo, ähnlich wie der Lake Pukaki ein weiterer riesiger Gletschersee etwa 100km entfernt. Bekannt ist der aber nicht nur für den tollen Anblick, sondern auch als Zentrum für den Sternenbeobachtung, da es hier besonders wenig Lichtverschmutzung geben soll. Ehrlich gesagt konnten wir uns das nach dem beeindruckenden Sternenhimmel auf unseren beiden Nachtwanderungen in Wanaka und am Mount Cook kaum vorstellen, hatten wir doch auch schon ähnlich abgelegene Orte in Neuseeland besucht. Aber zumindest gibt es hier ein extra Observatorium und jede Menge geführter Stargazing-Touren, so dass schon etwas dran sein wird. Fotografen zieht es allerdings an einen ganz bestimmten Ort: An die Church of the Good Shepherd, eine kleine Kirche, die für neuseeländische Verhältnisse fast schon mittelalterlich wirkt, und sehr malerisch direkt am Ufer des Sees steht. Also zog ich nach dem Abendessen und nach Ende der astronomischen Dämmerung nochmal los und bin die 25 Minuten vom Zeltplatz zur Kirche gelaufen, in der Hoffnung, die Kirche mit der Milchstraße abzulichten.
Was mich dort erwartete ist schwer in Worte zu fassen. Ich wusste ja schon, dass dieses Motiv sehr beliebt ist und dass ich wahrscheinlich nicht allein sein werde, aber was dort nach 23:00 Uhr noch für ein Auflauf war hat mich echt überrascht. Mindestens 100 Leute drängten sich um den Zaun der Kirche und versuchten, ihr einmaliges (!) Bild der Kapelle zu machen. Der Anteil asiatischer Anwesender lag ca. bei 95%, die meisten mit Stativ, aber natürlich auch wieder ein paar Profis mit Smartphone (dieses Mal ohne Stativ). Bei diesem Menschenauflauf war ich kurz davor, auf dem Absatz kehrt zu machen, denn Fotografieren hat für mich auch etwas mit Ruhe und Entspannung zu tun (auch wenn Katja mir das manchmal nicht glauben mag, wenn ich wieder gefrustet zurückkomme), und hier fühlte ich mich eher wie in Disneyland. Was mir allerdings richtig auf den Zeiger ging, war das rücksichtslose Verhalten der meisten Leute. Da wird wild mit der Taschenlampe rumgefuchtelt, nur weil die Deppen nicht in der Lage sind, ihre Kamera im Dunkeln zu bedienen. Dass nebenan gerade eine Langzeitbelichtung läuft und die damit im Eimer ist – egal! Ich habe mich trotzdem zusammengerissen und ein paar Aufnahmen gemacht, bis dann Wolken vor die Milchstraße zogen und ich wieder zurück zum Zeltplatz gelaufen bin. Um etwas mehr Ruhe zu haben, bin ich am nächsten Morgen deutlich vor Sonnenaufgang wieder zur Kirche und hatte tatsächlich die Gelegenheit, die Location für mich alleine zu genießen, bis dann zum Sonnenaufgang natürlich wieder weitere Fotografen kamen und das Spiel von vorne losging…
Nach dem Frühstück kam es dann tatsächlich zu unserem ersten Hängematteneinsatz! Das Wetter war so herrlich und der See so einladend, dass wir kurzerhand beschlossen noch ein wenig in Tekapo zu bleiben und unsere Hängematte am See aufzuspannen. Ich war auch einmal baden, Katja war es allerdings zu kalt. Danach fuhren wir noch hoch zum Observatorium, von wo aus wir nochmal einen sehr schönen Blick auf den See hatten.
Dr. Gerhard Aust
Hobby Photographer
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