Der zweite Teil unserer Chile Reise war als Kontrastprogramm zu den kalten und windigen Wochen in Patagonien geplant und tatsächlich hätte der Unterschied zwischen diesen beiden Orten nicht größer sein können. War es in Puerto Montt noch stürmisch, regnerisch und grün, so hatten wir nun sengende Sonne und karge Felslandschaft.
Unser zentraler Ausgangspunkt für die nächsten Tage war das ca. 100 km von Calama entfernte San Pedro de Atacama. Auch hier haben wir uns wieder einen Zeltplatz gesucht und wir waren gespannt darauf, ob es in der Wüste nachts wirklich so kalt wird wie wir gelesen hatten. Angeblich sich Temperaturunterschiede von + 30 °C tagsüber und – 15 °C nachts normal.
Tatsächlich wurde es auf der Fahrt nach San Pedro nachdem die Sonne untergegangen war deutlich kühler, aber die Temperaturanzeige im Auto zeigte bei unserer Ankunft immer noch knapp unter 10°c an. Und es war immer noch warm genug, dass wir in unseren Schlafsäcken geschwitzt haben.
Für unseren ersten kompletten Tag in der Atacama Wüste hatten wir uns gleich eines der Highlights vorgenommen, dass Valle de la Luna. Dabei handelt es sich um ein Tal innerhalb einer kleinen Gebirgskette, welche durch vulkanische Aktivität am Rande des Salar die Atacama entstanden ist. Seine Lage am Rande des Salar führt dazu, dass die Gesteinsformationen über und über mit einer feinen weißen Salzkruste bedeckt sind. Im ersten Moment könnte man denken es handelt sich um Schnee bis einem dann einfällt: „Neee, kann ja gar nicht sein, ich bin ja in der Wüste.“. Die Mischung aus abstrakten Gesteinsformationen, Dünen und Hügeln in denen weder ein Baum noch ein Busch zu finden ist, in Kombination mit der Salzkruste erweckt den Eindruck man befände sich auf dem Mond, was diesem Ort zu seinem Namen verholfen hat.
Den Tag haben wir natürlich wieder mit einem Sonnenaufgang begonnen. Dazu sind wir zu Fuß ein Stück in das Tal hineingelaufen, da der Nationalpark um diese Uhrzeit eigentlich noch nicht geöffnet hat. Hier gereicht uns die enorme Nord-Süd-Ausdehnung Chiles zum Nachteil, da der Sonnenaufgang eine Stunde eher war als noch in Puerto Montt. Trotz des frühen Aufstehens dauert es immer so eine Zeit, eh wir nach dem Fotografieren und Frühstücken startklar sind. So war es dann schon wieder 11 Uhr als wir uns zur Besichtigung des Valle de la Luna aufgemacht haben. Im Nachhinein muss man sich vielleicht die berechtigte Frage stellen, ob es wirklich klug war bei 30°c zur besten Mittagshitze zur Besichtigung eines Wüstentals aufzubrechen. Der dicke Sonnenbrand auf unseren Waden und in den Kniekehlen gab uns die entsprechende Antwort. Trotz oder vielleicht grade wegen dieser Kargheit ist die Landschaft auf 2.500 m Höhe wirklich beeindruckend und verwandelt sind bei Sonnenuntergang in ein Meer als Orange, Gelb und Rot.
Am nächsten Morgen musste ich ausnahmsweise Mal nicht ausschließlich zum Fotografieren früh aufstehen. Allerdings klingelte der Wecker wieder um eine ähnlich frühe Zeit, da wir heute bei Sonnenaufgang an der Laguna Chaxa sein wollten. Laut Reiseführer tummeln sich grade in den frühen Morgenstunden an dieser Laguna viele Flamingos, die auf der Suche nach Nahrung sind.
Im Anschluss daran ging es zu den Seen des Altiplano, Laguna Miscanti und Miñiques. Ganz nebenbei haben wir dabei unseren aktuellen Höhenrekord auf 4.700 m verbessert.
Eine häufige Nebenerscheinung bei uns Flachlandtouristen ist dabei leider die Höhenkrankheit. Diese geht einher mit Kopfschmerzen, Schlappheit und Schwindelgefühl. Gerhard bleib zum Glück verschont, aber kaum hatten wir das Ziel erreicht, merkte ich wie die Kopfschmerzen losgingen. Solange man sich dabei nicht übermäßig bewegt, hält sich die Sache auch in Grenzen, aber schon der kleine Pfad am Seeufer entlang war gefühlt schlimmer als ein Dauerlauf. Bereits bei der kleinsten Steigung habe ich angefangen Schnappatmung zu bekommen und die Kopfschmerzen wurden immer schlimmer. Ich war froh als ich mich dann wieder ins Auto setzen konnte und mich von der anstrengenden 15 Minuten Wanderung mit einem Nickerchen erholen konnte.
Da wir noch mehr von dieser Hochgebirgslandschaft erkunden wollten, wollten wir bis an die argentinische Grenze fahren und von dort in einem Bogen wieder zurück nach San Pedro. Kurz vor der Grenze tauchte allerdings keine Straße auf, sondern eine kleine Wellblechhütte der Carabineros. Hatten wir die Abzweigung etwas verpasst und standen jetzt vor der Grenze? Laut unserem Navi eigentlich nicht. Da die Landschaft dort ja sehr weitläufig ist, konnte man in der Ferne eine Straße erkennen, welche unserer Vermutung nach unsere Gesuchte war und da wir nicht nach Argentinien wollten, dachten wir uns, dass wir einfach an der Hütte vorbeifahren konnten. Gesagt getan! Allerdings sind wir keine 20 m gefahren, da stürmte ein vermummter, wütend aussehender Polizist auf unser Auto zu. Da dies normalerweise kein gutes Zeichen ist, haben wir sofort gestoppt und schuldbewusst das Fenster runtergelassen. Er schien tatsächlich wütend zu sein, allerdings haben wir kein Wort verstanden, da er seine Belehrung wasserfallartig auf uns hat niedergehen lassen. Zumindest so viel haben wir mitbekommen, dass wir sofort wenden sollten und uns kontrollieren lassen sollten. Der Beamte in seiner Hütte hatte von unserem Ausflug scheinbar nichts mitbekommen und hat sehr freundlich unsere Papiere kontrolliert. Die Grenze war das allerdings tatsächlich nicht. Er teilte uns dann auch mit, dass unser Pass aufgrund von Neuschnee gesperrt war.
Also hieß es wieder umdrehen und die 160 km zurückfahren. Kurz vor Sonnenuntergang waren wir dann wieder im „Tal“ an diversen Lagunen und haben dort den Sonnenuntergang genossen – mit einer Vielzahl anderer Touristen, die von den diversen örtlichen Touranbietern dorthin gekarrt wurden.
Auch an diesem Tag gab es einen Sonnenaufgang und natürlich waren wir auch wieder mit von der Partie. Der heute Tag war für Sandboarding reserviert. Wir hatten dies bereits im Reiseführer gelesen und ich wollte das unbedingt machen. Gerhard war nur semi-begeistert von der Idee eine Düne auf einem Snow-Board runter zu rutschen, da er nach seinen Wander-Wehwehchen nicht auch noch kopfüber eine Düne herunterrutschen wollte. Außerdem war das Ende der Tour mit 19:30 angegeben und das kollidierte mit dem Sonnenuntergang. Da dieser Tag aber bewölkt war, konnte ich ihn davon überzeugen, dass es sowieso keinen Sonnenuntergang gibt. Dies sollte sich allerdings noch als fataler Irrtum herausstellen, was er mir danach immer noch aufs Brot schmiert.
Den Vormittag haben wir also damit zugebracht uns San Pedro anzusehen, die Sandboarding-Tour zu buchen und auf einen Aussichtspunkt oberhalb der Stadt zu klettern. Bei der Anfahrt sind wir ausversehen in ein Seitental des Valle de la Muerte gefahren und konnten unseren Jorge II mal bei ein paar Flussquerungen testen.
Danach ging’s zum Sandboarden. Wie erwartetet war es natürlich ungewohnt für uns als Skifahrer auf einem Snowboard zu stehen, allerdings fand ich es super lustig die Düne runter zu rutschen. Gerhard hingegen sah ein wenig unentspannt aus und konnte der Sache auch erst gegen Ende ein wenig Spaß abringen. Zu allem Überfluss hatten sich die Wolken wieder ein bisschen gelichtet und als wir fertig waren mit Boarden durften wir noch einen Hammer Sonnenuntergang bewundern. Es war wohl ungelogen der beste Sonnenunter-/aufgang des ganzen Urlaubs und ich hatte meinen Fotografen dazu überredet heute nicht zu fotografieren. Das nennt man dann wohl gutes Timing… Zum Glück hatte er wenigstens die Kamera dabei und konnte ein paar Aufnahmen machen, auch wenn das ohne Stativ und restliche Ausrüstung natürlich nicht ganz so war, wie er das gerne gehabt hätte.
Dr. Gerhard Aust
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